Petz Racing beim Rübezahlmarathon 2019
Fotos privat und vom Veranstalter des Krakonosuv Cyklomaraton
Der Rübezahlmarathon. Eine Perle von Radmarathon gut drei Autostunden östlich von Dresden. Letztes Jahr eine Woche vor dem Race across the Alps gelang mir aus dem Training heraus und mit einigen Kreislaufproblemen der dritte Platz (Bericht auf Facebook). Ich war mir sicher, das da noch einiges mehr gehen würde und erkor den Rübezahlmarathon zum heimlichen Höhepunkt der ersten Saisonhälfte des Jahres. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt….
Rübezahlmarathon – Krakonosuv Cyklomaraton
Der Radmarathon im Osten des Riesengebirges mit Start und Ziel in Trutnov ist ein Rennen, das verglichen zu anderen Veranstaltungen, wie dem Ötztaler Radmarathon oder Krusnoton, deutlich flacher ist. Auf 172 km kommen gerade mal 2700 Höhenmeter zusammen. Die Sieger fahren hier keinen 31er oder 32er Schnitt sondern ein 36er! Das Rennen ist taktischer, es gilt sich im Feld zu verstecken und bei den entscheidenen Momenten am Berg mitgehen zu können. Es kommt deutlich mehr Rennfeeling auf wie bei einem reinen Bergmarathon. Die Anstiege sind dabei auch noch verhältnismäßig kurz. Die vier längsten kann man jeweils in unter 15 min fahren. Drei davon auf dem großen Blatt mit über 20 km/h, sodass auch hier dem Windschatten noch eine wichtige Bedeutung zukommt. Nur der steile Anstieg hinauf zur Prazska Bouda ist etwas für reine Bergfahrer. 13 Prozent im Schnitt, in den Rampen um die 20 Prozent. Hier selektiert sich das Feld und jeder kämpft für sich. Hinten wird sogar geschoben. Wer um den Sieg fahren will, muss hier an der Spitze mitgehen können oder kann sich sogar absetzen und als nicht sprintstarker Fahrer eine Vorentscheidung herbei führen. Schön war diese Vorstellung und Überlegung im Vorfeld des Rennens. Doch selbst in so einer Position sein zu können, wurde für mich schon vor dem Rennen immer unrealistischer. An einem guten Tag rechnete ich mir in Anbetracht der Umstände noch Außenseiterchancen auf den Sieg aus, auch wenn zwischen dem Sturz in Livigno und Rübezahl keine zwei Wochen lagen und sich die Form nicht wie gewohnt entwickelte, so wollte ich es zumindest probieren.
Mit von der Partie im Reich von Rübezahl waren Henriette und Peter auf der 120 km Kurzstrecke. Annett, Clemens, Christian, Bruno, Bolzer, Martin und ich starteten auf der Langdistanz.
Rennbericht
Die Nacht vor dem Rennen war mal wieder eine der schlechteren Nächte. Über 30 Grad wurden für den Renntag gemeldet und schon die Tage vorher bahnte sich eine drückende Schwüle an. Frische Luft beim Schlaf – Fehlanzeige. Erinnerungen an den Krusnoton 2015 wurden wach. Eine Nacht fast ohne Schlaf. Müde zum Start. 38 Grad beim Rennen und dennoch rollte es sehr gut. Also keine Ausreden für den Rübezahl, auch wenn Peter meint „im Bett werden Rennen gewonnen!“
Kurz nach 10 Uhr ertönte der Kanonenschuss in Trutnov und das Feld mit um die 600 Teilnehmern beschleunigte auf Renntempo. Ich sortierte mich unter die ersten 30 Fahrer ein. Vorn rollt es immer angenehmer und auch ungefährlicher. Clemens war bei mir und spendete ab und an sogar Windschatten. Der Puls war ungewohnt hoch, beruhigte sich aber in der zweiten Rennstunde auf fast normale Werte. Nur Clemens war plötzlich weg. Er muss zurück gefallen sein. Dafür kam Bolzer nach vorn. Guter Dinge fieberte ich dem ersten Anstieg bei km 81 nach Mala Upa entgegen und setzte mich zu Beginn des Anstieges mit Bolzer an die Spitze. Nicht ohne Grund, wir hatten keine Helfer an der Strecke und mussten unsere am Vorabend platzierten Trinkflaschen selber auflesen und dafür kurz anhalten. Kurzer Stop, die Flaschen waren zum Glück noch da, ausgetauscht und wieder los. Eine Lücke von etwa 150 Metern mussten wir wieder schließen. Natürlich wurde nun auch vorn das Tempo etwas verschärft und einige Minuten über der Schwelle mussten investiert werden, um wieder nach vorn zu kommen. Subjektiv war das eine enorme Anstrengung für die Leistung, die ich getreten hatte. 300 Watt in den Rennen im Jahr 2019 fühlen sich an wie 320 Watt in den letzten Jahren. Es offenbarte sich, das ich unabhängig von allen widrigen Umständen in diesem Jahr keinen guten Tag hatte. Vorn ging nun richtig die Post ab. Bolzer und ich platzten aus der noch etwa 10 Mann großen Spitzengruppe. Keine Chance da mitzugehen. Kurz versuchte ich im Windschatten von Bolzer zu bleiben, doch desillusioniert und enttäuscht über die Gesamtsituation ließ ich auch da reißen und ging es gemütlicher an. Um Platz 20 rollte ich über die Passhöhe von Mala Upa. Die Beine fest, im Geist geschlagen. Top Bedingungen um in den Anstieg zur Prazska Bouda zu knallen. Nicht! Meine Gruppe zog davon. Kette links bei mir. Nur kein körperlicher Schmerz, es war mental eh schon alles schwer zu ertragen. Rennmodus aus und Strecke irgendwie zu Ende fahren, lautete meine Devise. An der Verpflegung hielt ich an, erstmalig überhaupt in einem Rennen. Ich schüttete vier oder fünf Becher Isogetränk in mich hinein. Hier um Platz 30 und 40 gab es kaum Gruppen. Ambitionen irgendwo mitzufahren, hatte ich im Moment eh nicht. Am nächsten Anstieg dümpelte ich wieder vor mich hin. Allein auf weiter Flur. Noch 45 km! Mist, in dem Tempo hätte das „Rennen“ noch zwei Stunden gedauert. Also warf ich die Beine wieder an und fuhr etwas zügiger Richtung Ziel. Für ein paar Kilometer hatte ich einen jungen, professionell anmutenden Tschechen im Windschatten. Ihm Windschatten zu geben, machte Sinn. Mitten im letzten Berg musste er anhalten zum pinkeln – oder er täuschte es vor. Zumindest bedankte er sich artig für den Windschatten. In der Abfahrt ins Upa tal tauchte Jürgen Schäfer vor mir auf. Wieder ein Grund nochmal etwas zügiger zu fahren und ihn hinter mein Rad zu spannen und damit auch ihn zum schnellen Fahren zu animieren. Das gelang auch und so legten wir dann gemeinsam die letzten 15 km zurück. Im Ziel kam bei mir erneut ziemlicher Frust durch. Die Platzierung, aber besonders auch die Leistung war enttäuschend. Henriette, Bolzer und Peter, alle sehr zufrieden über ihre Leistung, empfingen mich hinter der Ziellinie. Später kamen auch die anderen vom Team ins Ziel. Clemens erlitt leider einen Reifendefekt und flog so aus der Spitzengruppe heraus. Bruno leistete ihm unterwegs Pannenservice. Christian platzte bei den tropischen Bedingungen und Martin hatte einfach Spaß und testete ausgiebig die Verpflegungsstationen entlang der Strecke. Annett sorgte bei diesem Rennen für die Erfolgsmomente. Sie kam als erste Frau der Langstrecke ins Ziel, mit einem 30er Schnitt! Also doch noch ein Triumph für Petz Racing im Riesengebirge. Wir kommen wieder. Definitiv!
Bravo Annett, das ist doch mal ein schöner Ski. Nein Quatsch, tolle Leistung von Dir und dem ganzen Team. Und Robert, ja solche Tage gibt’s eben auch im Sport. Komm schnell wieder auf die Beine und mach es bald wieder besser. Frei nach Uli Höneß: „Das war‘s noch nicht!“
Danke für den Bericht, Robert! Nach jedem Tal kommt wieder ein Berg! Manchmal ist die Saison einfach vermurkst und dann dafür die nächste Saison umso besser. Kopf hoch, demnächst gehts wieder aufwärts!!!
Und: Glückwunsch an Annett!!!