Glocknerkönig 2019
Ziele für das Rennen
Positiv gestimmt und voller Erwartungen nahmen Hendrik und ich am 2. Juni beim Bergrennen auf der Großglocknerhochalpenstraße teil. 27 km und über 1600 Hm hinauf bis zum Fuscher Törl. Quasi ein Bergzeitfahren, das in Bruck am Großglockner startet und im Massenstartmodus ausgetragen wird. Über eine Stunde Vollgas und wenig taktieren ist das Motto. So wie es mir gefällt. Das ganze bei einem Start um 7 Uhr in der Früh. Eher nicht meine bevorzugte Trainingszeit. Hendrik nahm sogar noch die Ultrawertung in Angriff, deren Strecke noch etwas anspruchsvolller und länger ist und auf den höchsten Punkt der Hochalpenstraße, die 2571m hohe Edelweißspitze führt. Sein Ziel: unter 1 Stunde und 45 Minuten bleiben!
Mein Ziel für die Classic-Strecke war nicht ganz so konkret formuliert. Einfach gut fahren, nicht zu hohe Ambitionen hegen. Top 5 könnte, wenn es gut läuft, aber drin sein!
https://www.glocknerkoenig.com/
Gutes Wintertraining, der erste Dämpfer im April
Immerhin war der Glocknerkönig mein erstes Rennen nach dem Krusnoton im August 2018. Die Wettkampfpause war lang. Ende August der unverschuldete Sturz durch ein Auto, das mich bei Überholen einfach in den Staßengraben schubste. Durch die Verletzungen kein Ötztaler Radmarathon 2018. Ein unbefriedigendes und sehr bitteres Saisonende. Umso größer war die Motivation für das Jahr 2019, das zwar für mich erstmalig ohne RATA-Teilnahme und ohne Ultradistanzen aufwartet, aber dafür mit mehreren kurzen Rennen und Marathons neue Spannung verspricht. Gut war das Training, ohne Krankheitspausen ging es durch den Winter. Die Form entwickelte sich. Im April ein erster Dämpfer. Die Birkenblüte im Dresdner Raum schlug mächtig zu. Ich machte das beste drauß und schob eben noch einen eher umfangsbetonten Monat mit Grundlagen ein und verzichtete auf zu hohe Intensitäten, die in Verbindung mit der Pollenallergie zu stark die unteren Atemwege angreifen. Nicht ideal, aber auch kein Beinbruch.
Im Mai leider der nächste Rückschlag. Landschaftlich war der 20-tägige Aufenthalt in Andalusien am Fuße der Sierra Nevada zwar ein Traum – auch stimmte das Wetter, während es in Dresden ordentlich regnete und im Erzgebirge sogar nochmal schneite – doch zeigten sich besonders in Granada erneute Heuschnupfensymptome. Mein Immunsystem arbeitete auf Hochtouren, die Erholungszeit nach Radfahrten nahm zu, die Trainingsqualität erheblich ab. Mitte / Ende Mai (endlich!) zurück in Dresden passte dann alles für die zwei verbliebenen Wochen vor dem Glocknerkönig. Die Form entwickelte sich und ich konnte wie gewünscht trainieren, merkte aber schon, das mir besonders im hochintensiven Bereich ein paar Watt im Vergleich zu den Vorjahren fehlten. Da der Glocknerkönig mit über einer Stunde Renndauer im Wesentlichen das aerobe System fordert, sollte sich dies nicht allzu negativ auswirken und ich fühlte mich gut gewappnet für den Glockner!
Das Material
Bewährter Scott Addict RC Rahmen – aufgebaut mit leichter Sram 10s Schaltkomponenten und ebenso leichten Carbonanbauteilen. Premiere für den 960 Gramm Reynoldslaufradsatz, den Udo / Exxas im Bikepoint Dresden extra noch für den Glocknerkönig aufgebaut hat. Danke! Geklebt mit 210g leichten Vittoria Corsa Speed Schlauchreifen. Ziemliche Waffen, nur ohne viel Reserven beim Pannenschutz. Eher nichts für Marathons, aber für ein Bergzeitfahren ist das Risiko gut kalkulierbar. In Summe bringt die Rennhummel so um die 6 kg auf die Waage.
Rennbericht
Bereits gegen 6 Uhr fuhren Hendrik und Jürgen, der mit bei uns in Kaprun übernachtete, zum Start in Bruck am Großglockner. Die Sonne strahlte die schneebedeckten Bergspitzen an, der Nebel hing wie ein Schleier über den Feldern im Tal der Salzach. Kalt war es und die Überlegungen nur in kurzer Hose und Trikot ohne Unterhemd zu starten, wurden schnell verworfen. Mit Armlingen, Beinlingen und Windweste stellte ich mich gegen 6:15 Uhr in die noch freie erste Reihe des zweiten Startblockes und besuchte dann noch ein paar mal das öffentliche Klo. „Will ich vorn mitfahren, muss ich zu Beginn die etwa 30 Sekunden Lücke zur Spitze schließen, die aus dem VIP Block und Block 1 starten wird!“. Kurz vorm Start noch schnell die Beinlinge weggeschmissen, die Absperrgitter wurden entfernt und Block 2 schloss von hinten auf Block 1 auf. Der Startschuss ertönte und mit dem ersten Tritt knallte es mir die Kette runter. Die Kette lag auf dem großen Blatt, während der Umwerfer wohl auf dem kleinen Blatt lag. So muss die Konstellation für den Abwurf gewesen sein. Ein netter Mitfahrer schob mich noch an, aber es half nichts. Ich bekam die Kette in der Hektik des Starts nicht wieder auf das Kettenblatt befördert. Ich musste anhalten. Direkt vor Beginn der Zeitmessung werkelte ich und versuchte die Kette, im ersten Versuch erfolglos, wieder auf den Antrieb zu befördern. Wie ein Anfänger stellte ich mich an. Zu allem Überfluss war die Kette auch noch hinten vom Schaltröllchen gesprungen.
Mit einer Minute Rückstand stand ich nun mit dreckigen Händen da und setzte mich zügig in Bewegung und jagte alleine durchs Feld und durch die Grüppchen, die sich überraschenderweise schon weit auseinander zogen. Die Spitze war außer Sicht. Verdammt! Der Wind stand bis Anstiegsbeginn ganz gut und war nicht zu spüren. Er kam tendenziell von hinten, was mir in die Karten spielte. Doch die Spitze ging dieses Jahr schneller an und so hatte ich als leichter Fahrer auf den ersten flachen Kilometern mit über 40 km/h keine Chance wieder heranzukommen oder den Rückstand zu minimieren. Im Gegenteil. In einer Verfolgergruppe, die die ganze Straßenbreite einnahm, hing ich noch etwas fest. Zu Anstiegsbeginn hatte ich schon zwei Minuten Rückstand. Ab da fuhr ich meinen Stiefel herunter. Rennfeeling kam für mich nun nicht mehr auf, es glich eher einer Trainingsfahrt in nicht allzu prächtiger Tagesverfassung. Ich überholte zwar noch fleißig viele aus den Top 100, doch die Zieleinfahrt war dann sehr unspektakulär und ernüchternd. Platz 11 mit einer Renndauer von 1 Stunde und 22 Minuten. Sogar Paul Lindner, RATA Urgestein, fuhr vor mir auf der Ultradistanz Richtung Edelweißspitze. Vermutlich hätte es auch ohne das Missgeschick vom Start nicht für die Top 5 beim Glocknerkönig 2019 gereicht. Der Körper ist eben keine Maschine und nicht jeder Tag gleich gut planbar. Manchmal kommen dann noch Pech oder eigenes Unvermögen hinzu. Hendrik vollbrachte dafür eine Punktlandung. Er erreichte nach 1 Stunde und 44 Minuten und 24 Sekunden die Edelweißspitze. AK-Platzierung 15 für das Olbernhauer Neuschwein!
Kaiserschmarrn verdrücken, Aussicht über die noch tief verschneite Hochgebirgslandschaft genießen, warme Sachen aus dem Bekleidungssack anziehen und wieder zurück nach Kaprun in die Unterkunft fahren. Vormittagsschlaf, Essen und am Nachmittag noch eine kleine Runde zum Mitterberg, wo sich eine fantastische Aussicht auf den Zeller See und das Kitzsteinhorn bot. Das war unser Ausflug nach Österreich zum Glocknerkönig 2019! Nicht so glücklich, aber doch erlebnisreich! Vielleicht kommen wir 2020 wieder.
Cooler Blog, macht Spaß zu lesen und auch ein paar tolle Bewerbe dabei, da tun sich Pläne für 2020 auf, weiter so! Liebe Grüße aus Wien