Nach dem letzten Stufentest im Dezember, dessen Bericht hier zu finden ist, versammelten sich Thomas, Arno, Jens und Robert zum zweiten Mal in der berüchtigten „Garage of Pain“ im Schönfelder Hochland. Der erste vierwöchige Grundlagenblock wurde von allen ohne größere Probleme gemeistert. Zeit für die nächste Standortbestimmung!
Ein Test, der in Kreisen von Petz Racing schon Tage vorher heiß diskutiert wurde und mit Elbspitz-Petzracing-Ultra Holger erneut interessiertes Publikum anlockte. Bereits beim Dezember-Test ließ es sich Axel – eigentlich ein Freund des gesitteten Radsports – nicht nehmen und ergötzte sich am gequälten Gesichtsausdruck von Thomas. Ein Anblick, der ihm auf dem Rad meist verborgen bleibt.
Gehörig Druck also wieder auf den Schultern der Probanten. Wird man sich wirklich verbessern können?
Die Zielstellungen waren unterschiedlich…
Robert setzte der letzte Test ziemlich stark zu. Absolute Verausgabung mit anschließender kleiner Erkältung. Der Puls sollte sich also nicht wieder jenseits der 200 bewegen. „Weniger Qual und eine bisschen bessere Leistung“, lautete also das Ziel. Die Zuversicht war groß, zeigten die Trainningseinheiten doch schon einen deutlich aufsteigenden Trend.
Für Thomas gab es nur einen Anspruch. Sich etwas stärker quälen als beim letzten Mal, wo dann doch etwas wenig aus dem Körper gepresst wurde. Eine Stufe mehr schaffen wohl sein Anspruch. Auch bei ihm lief das Training ganz geschmeidig.
Arno war wie immer fokusiert und konzentriert bei der Sache und wollte unbedingt zeigen, dass auch er sich verbessert hat und das systematische Training, mit all seinem Aufwand und Entbehrungen, auch ein Nutzen für ihn bringt.
Und da war ja noch Jens, der zum ersten mal mit der „Garage of Pain“ Bekanntschaft machte. Nach der Festive 500 über Weihnachten, wo 500 km geschrubbt wurden (ein Graus für jeden Trainer!) und einem angeschlagenen Immunsystem, stieg Jens Anfang Februar nach einem ruhigeren Monat in das Training ein …
Messgeräte beim Test
Noch ein paar Worte dazu, wie wir den Stufentest realisieren. Zum Einsatz kommt eine üblicher Rollentrainer, dessen Widerstand elektronisch regelbar ist und wo das Hinterrad auf eine Walze gespannt wird. Wie bei allen Rollen, sollte man sich nie auf deren Leistungswerte verlassen, weil diese deutlich zu ungenau sind und das System temperaturbedingt sehr stark driften kann. Ein Leistungsmesser am Rad ist also unerlässlich für den Test. Thomas, Arno und Robert nutzen Leistungsmesser von Power2max. Jens das Rotor Power System.
Die Ergebnisse im Überblick
Arno
Februar | Dezember | |
---|---|---|
Körpergewicht | 71,5 kg | 71,5 kg |
Puls bei 106 Watt | 90 bpm | 93 bpm |
Abbruchleistung | 340 W nach 1:14 min | 323 W nach 1:40 min |
Abbruchpuls | 158 bpm | 157 bpm |
Puls nach 2 Minuten Erholung | 104 bpm | 111 bpm (bei lockerem weitertreten) |
Puls beim Ausfahren mit 180 Watt | 123 bpm | 126 bpm |
Pulsdrift | 13% | 8% |
Garagentemperatur | 3-7° | 11-13° |
Thomas
Februar | Dezember | |
---|---|---|
Körpergewicht | 68,0 kg | 69,0 kg |
Puls bei 103 Watt | 106 bpm | 106 bpm |
Abbruchleistung | 389 W nach 0:10 min | 362 W nach 1:58 min |
Abbruchpuls | 188 bpm | 185 bpm |
Puls nach 2 Minuten Erholung | 125 bpm | 118 bpm |
Puls beim Ausfahren mit 195 Watt | 143 bpm | 142 bpm |
Pulsdrift | 10% | 14% |
Garagentemperatur | 11-15° | 13-15° |
Robert
Februar | Dezember | |
---|---|---|
Körpergewicht | 62,0 kg | 62,5 kg |
Puls bei 103 Watt | 121 bpm | 118 bpm |
Abbruchleistung | 338 W nach 1:32 min | 366 W nach 0:55 min |
Abbruchpuls | 196 bpm | 203 bpm |
Puls nach 2 Minuten Erholung | 122 bpm | 131 bpm |
Puls beim Ausfahren mit 190 Watt | 155 bpm | 160 bpm |
Pulsdrift | 3% | 6% |
Garagentemperatur | 11-12° | 14-15° |
Jens
Februar | Dezember | |
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Körpergewicht | 66,0 kg | – |
Puls bei 100 Watt* | – | – |
Abbruchleistung** | 359 W nach 2:03 min | – |
Abbruchpuls | 171 bpm | – |
Puls nach 2 Minuten Erholung | 90 bpm | – |
Puls beim Ausfahren mit 184 Watt | 130 bpm | – |
Pulsdrift | 21% | – |
Garagentemperatur | 7-13° | – |
Anmerkungen:
*: Powermeter, ließ es nicht zu 100 Watt vernünftig zu treten und zu messen.
**: nach 320W Stufe aus techn. Gründen gleich 360W bis zum körperlichen Versagen
Diskussion der Testergebnisse
Arno hat sich um fast eine Leistungsstufe verbessert. Thomas konnte sich ebenfalls ein wenig steigern, wobei es sich etwas härter anfühlte als beim letzten mal. Jens mit einem starken Einstand und Robert, der sich im Vergleich zum Dezember verschlechtert hat und bereits in der 340 Watt Stufe abbrechen musste.
Aber!!! Es gibt Grund genug die einzelnen Ergebnisse nicht einfach zu schlucken, sondern kritisch zu hinterfragen. Man kann es eigentlich gleich vorweg nehmen: Bereits nach nur zwei durchgeführten Tests zeigt sich, dass die Zahlen an sich eine recht schwache Aussagekraft haben. Seitenlang könnte man die Ergebnisse und Zahlen auseinander nehmen. Allein der Mehrzweck lohnt nicht.
Ein Stufentest zwischen Sinn und Unsinn
Nüchtern betrachtet soll ein Stufentest Aussagen über die Leistungsfähigkeit des Athleten geben. Den gleichen Test mehrmals in der Saison durchgeführt, im besten Fall eine Entwicklung der Leistung aufzeigen. Als ein einfach anwendbares und objektives Testsystem zu mehr Transparenz verschaffen. Wir haben natürlich keine Laktatmessung oder Spiroergometrie zur Hand. Leistung, Herzfrequenz und die körperlichen Belastungsanzeichen, die während des Tests zu beobachten sind, müssen also als Kontrollparameter erhalten. Soweit so gut und daran gibt es auch wenig zu meckern. Problematisch wird es aber, wenn Leistungsveränderungen bei Sportlern, die sich im 2-monatigen Zeitraum im Bereich von 5 bis 15 Watt abspielen, durch diverse Ungenauigkeiten wieder zunichte gemacht werden. Ein Test auf einer Rolle oder im Labor ist dazu immer eine Momentaufnahme. Ein kurzer Moment bei einem Menschen, dessen physische und psychische Leistungsfähigkeit immer wieder Schwankungen unterliegt. Vergleichbar mit dem Wetter.
Zudem weist ein Test auf der Rolle gewisse Unterschiede zu einem Felddtest auf der Straße auf. Dies betrifft vorallem die Kühlung: Die Garage of Pain ist zwar gut abgekühlt, aber auf einen Ventilator haben wir verzichtet. Doch gerade der Windchill bringt Abkühlung für den Körper und senkt die Belastung für das Herz-Kreislaufsystem. Wobei auch angemerkt werden muss, dass jeder Körper individuell unterschiedlich gut mit solchen Verhältnissen klar kommt. Arno und Jens scheinen auf der Rolle gute Leistungen bringen zu können. Puls- und Leistungswerte auf der Rolle sind gut vergleichbar mit denen, die in freier Natur erbracht werden. Auch bei Thomas wirkt sich das Rolle fahren kaum negativ aus. Alle drei fahren regelmäßig auf der Rolle ihre Trainingseinheiten und sind wohl auch daher recht gut an die Verhältnisse angepasst. Bei Robert hingegen läuft auf der Rolle diesen Winter wenig zusammen. Der Puls ist schon im Grundlagenbereich deutlich zu hoch und wo 260 Watt outdoor ein angenehmes Fahren im Tempobereich ermöglicht, fängt Robert bei 260 Watt auf der Rolle schon zu kämpfen an und der Herzschlag nähert sich dem Schwellenpuls, der bei etwa 180 bpm liegt. Entsprechend leidet dann auch die Motivation für die ganze Sache, was für einen Leistungstest, wo man sich bis zur Erschöpfung quälen sollte, alles andere als gut ist.
Fazit
Offene Selbstkritik ist wichtig und vielleicht ist es auch mal ganz gut zu zeigen, dass eben nicht immer alles perfekt läuft. Wir werden auch in Zukunft noch mindestens zweimal diesen Stufentest durchführen und schauen, was die Zahlen hergeben und ob sie vielleicht doch noch eine größere Nützlichkeit erweisen, als es aktuell erscheint. Ansonsten werden wir, um die Leistung zu evaluieren, weiterhin auf Erfahrung, das Körpergefühl und die Kommunikation zwischen Athlet und Trainer Wert legen, die beinahe tagtäglich stattfindet. Wenn es nun draußen wärmer wird, soll auch das ein oder andere All Out Intervall eingestreut werden. Der wohl einzig wahre Goldstandard, was die Beurteilung der Leistungsfähigkeit betrifft.
Der nächste Stufentest sollte im April stattfinden. Sinn macht das ganze nehmlich auf jeden Fall! Es sind immer wieder schöne, lustige und unterhaltsame Stunden in der „Garage of Pain“, die wir dort als hartes Kernteam von Petz Racing zusammen verbringen.
Lieber Robert
sehr gut beschrieben. Das Beste sind die Fotos am Schluss im Kontext zum Bericht 🙂 Jetzt glaubt uns keiner auch nur eine einzige Zeile 🙂 🙂 Ich freue mich auf die kommenden Trainingseinheiten, den „Eierberg“ und auf den nächsten Test. Bist ein guter Coch, ein wundervoller Mensch und ein mittelmässiger Radfahrer :-))))))
Ob das so günstig ist, die Innenfotos von der Garage und vor allem deren „Radinhalt“ so direkt öffentlich anzubieten ?
Das grüne Monster bewacht ja nur während des Stufentest uns Probanten und ansonsten ausschließlich die garage of pain 🙂
Hallo Robert,
mal sone Frage nebenbei: Wie oft bringt ihr euere Powermeter eigentlich zum Service bzw. lasst diese kalibrieren?
Oder seht Ihr darin keinen Sinn?
Ich stelle mir bloß gerade die Frage, in wie weit die ersten Messwerte meiner P2M-Kurbel (vor 3 Jahren) mit aktuellen Werten noch vergleichbar sind? Es handelt sich ja immerhin um mechanisch-sensible Messtechnik.
Vom Prinzip her müsste der Messfehler von Jahr zu Jahr immer größer werden (Verformung der Dehnmessstreifen)..
gruß
christian