Von Robert’s Anfängen im Radsport.
Schon lange vom Radsport fasziniert und stundenlang Liveübertragungen von Bergetappen der Tour de France im TV verfolgt, zog es mich 2008 zum ersten mal mit dem Rad in die Alpen. Damals spuckte mich der Zug in Genf aus. Rückfahrticket nicht vorhanden. Aber ein Tourenrad, Zelt, Kocher und anderen viel zu schwerer Kram. 90 kg Systemgewicht. So kämpfte ich mich durch die Alpen. Col des Aravis. Mein erster Alpenpass war gleich ein besonderer. Nicht besonders schwierig, aber der Blick auf das Mont Blanc Massiv ist sicherlich eine der schönsten Radsporterinnerungen und hat sich fest im Kopf verankert. Zwei Wochen später und nach einer 250 km Abschlussetappe von Cheb nach Dresden, quer über das Erzgebirge, war ich zurück in Dresden und um viele Erfahrungen reicher. Die Pässesammlung füllte sich langsam: Furkapass, Umbrailpass, Stelvio, Großglockner u.v.m. Spätestens jetzt war von den großen Bergen und dem Rad als Fortbewegungsmittel ziemlich begeistert.
Das erste Rennrad…
Im März 2009 kaufte ich mir mein erstes Rennrad und stieß nochmal in ganz neue Erlebnisbereiche vor. Die Effizienz eines Rennrades, die Leichtigkeit und die Schnelligkeit verschärften den Spaßfaktor um ein Vielfaches. Doch es ging mir nicht darum besonders schnell zu fahren oder an Rennen teilzunehmen, sondern möglichst weit zu fahren und den Landschaftshorizont aus eigenen Kräften zu erweitern. Den ersten 300er von Dresden zum Hausberg von Liberec auf den Jeschken und zurück fuhr ich bereits im Mai, reichlich zwei Monate nach dem Kauf des Rennrads. Um in die ganz hohen Berge zu kommen, begab ich mich im Sommer abermals mit Gepäck, aber ohne Sonnencreme auf Etappentour. Ich durchradelte die französischen Alpen und nahm alles an Pässen mit, was im Dreieck zwischen Genf und Cime de la Bonette und Mont Ventoux auf dem Weg lag.
Alles Elbspitze…
2010 lernte ich die sogenannten Elbspitzler kennen. Eine verrückte und unkonventionelle Truppe aus Dresden, deren Vorstellung von Radsport mit meinen sehr übereinstimmte. Langstrecke, möglichst bergig und das ganze auch nicht ganz langsam. Es folgte ein Jahr später logischerweise der erste 400er. Solo um das Erzgebirge mit Gewitter in Bozi Dar und zwei Döner zum Abschluss. Da brennen sich Momente in das Hirn, die einen nachhaltig prägen und das Bedürfnis nach Wiederholung und Steigerung wecken. Den Höhepunkt fand das bei meiner ersten Elbspitzteilnahme 2011. Von Dresden führte der Ultraradmarathon auf das Timmelsjoch. 700 km mit 10000 Hm und zum krönenden Finale fast der ganze Ötztaler Radmarathon. Ich wollte gesund ankommen und schaffte das auch ohne größere Probleme, auch wenn besonders die Nachtfahrt und der kommende Morgen sehr hart und grenzwertig waren. Das Projekt der Elbspitze wurde populärer und in Dresden entwickelte sich dadurch eine besondere Gruppe von Radfahrern, die mit klassischem Radsport gänzlich wenig am Hut hat. Der Profiradsport versank mehr und mehr in seinen Dopinggeschichten und wurde immer uninteressanter für mich. Wir schrieben lieber unsere eigenen Geschichten. Wochenende für Wochenende auf immer neuen Langstrecken. Auf Runden, wo mehr Höhenmeter zu sammeln sind, als auf den schwersten Tour de France Etappen. An Anstiegen im Riesengebirge, die steiler sind als der Zoncolan… Willkommen im Reich der Extreme.
Bei meiner zweiten Elbspitzteilnahme ein Jahr später, konnte ich am Melchboden das Rote Trikot des aktivsten Fahrer gewinnen. Jenes Trikot, was was drei Jahre später nach 21 Stunden und 36 min beim Race Across The Alps als erstes wieder in Nauders ankommen sollte. Gebraucht, verschwitzt, dreckig und stinkend. Aber wie kam es dazu?
Alpenmarathons…
Nach der Elbspitze zum Melchboden hatte ich vorerst genug von den superlangen Strecken. „Ein 300er geht immer, aber mehr muss nicht sein“, dachte ich mir. Zunehmend fand ich Gefallen am schnellen Fahren und an der Trainingslehre und begann autodidaktisch immer systematischer zu trainieren. Das da mittlerweile auch eine ganz akzeptable Leistung raussprang, wurde mir beim Alpenbrevet Platin bewusst.
Mein erster Alpenmarathon mit fast 7000 Hm. Trotz meiner gewohnt unkonventionellen und wenig optimierten Ernährung mit den billigsten Schokoriegeln und zwei Flaschen voller Cola am Lukmanier, kam ich mit der drittschnellsten Zeit ins Ziel. Erstaunlich für mich, aber das Verbesserungspotential sehend, schaute ich nach vorn und drehte weiter an den Stellschrauben. Etwas weniger Körpergewicht, weiter steigende Umfänge und Intensitäten, sollten zu mehr Watt pro kg führen. So hatte ich 2014 meinen Spaß in der Spitzengruppe beim Dreiländergiro in Nauders und konnte unter die Top 10 fahren.
Das Ziel für 2015 stand nun auch schon fest: Ich wollte unbedingt am Race Across The Alps teilnehmen. Das härteste Eintagesrennen der Welt. Ich träumte von einer 22 Stunden Endzeit. Ich berechnete mir die für diese Zeit nötige Leistung und merkte, dass es kein Ding der Unmöglichkeit ist. Die 22 Stunden Marke war ein realistisches Ziel, auf das ich 6 Monate lang konsequent hin trainierte. Bei annähernd optimalen Bedingungen kam ich schließlich nach 21 Stunden und 36 Minuten ins Ziel und gewann damit das Race Across The Alps 2015. Der größte Erfolg in meiner bisherigen Radsportkarriere.
Einfach eine geile Story. Robert, ich wünsche Dir alles Gute für deine Ziele und unterstütze Dich gern, wenn Du Hilfe brauchst. Bleib gesund und so wie du bist!
„Schrubberkultur und Schweinestallrunden“, schön das du mich im Februar 2015 bei Bobritzsch eingeholt hast und ich durch diese Begegnung die Leidenschaft zum Radsport noch intensiver erleben kann.
Der Edelfan 😉